Die Ortsgeschichte - 800 Jahre Hörmannsberg

„Ein Blick in die Vergangenheit hat nur Sinn, wenn es der Zukunft dient“.1

Hörmannsberg erinnert sich seiner 800-jährigen Geschichte. Seit dem ersten schriftlichen „Schnaufer“ ist viel geschehen. Die erste Erwähnung beginnt mit einer Schenkung an das Kloster St. Ulrich und Afra zeigt uns zweierlei: Man gibt etwas ab – man ist so frei und unterstützt damit die Kirche. Das geschah aus tiefem Glauben und der Überzeugung, etwas für sein Seelenheil, etwas für die Ewigkeit zu geben.

Die erste Erwähnung von Hörmannsberg ist dem Zufall zu verdanken denn Kriege, Brand und Vergänglichkeit spielten kräftig geschichtliche Lotterie.  

800 Jahre – welch eine lange Zeit. Was sah Hörmannsberg in dieser Zeit? Es waren Kriege, Not und Hunger, Armut und Seuchen, Hass und Streit. Überwogen hat sicherlich  das Erlebnis des Glaubens und der Liebe, des Verstehens und die gelebte Gemeinschaft die einen bescheidenen Wohlstand hervorbrachte, denn sonst hätte Hörmannsberg die Zeiten nicht überdauert.

Man fand sich zusammen, eine Kirche zu bauen und sie zu erhalten. Auch errichtete man immer wieder ein Schulgebäude.

Heute ist Hörmannsberg mit seinen 426 Einwohnern ein einladendes  und ansehnliches Dorf mit guter Infrastruktur in dem sich gut leben lässt. Hörmannsberg ist ein „kräftiger Spross“ im Wappen der Gemeinde Ried und ein gutes Stück Heimat.

 

 

...was war in früher Zeit

 

Funde einer frühen Besiedelung vor der bajuwarisch-alamannischen Landnahme sind nur ansatzweise nachweisbar. Eine Besiedelung unseres Raumes dürfte bereits in vorkeltischer und keltischer Zeit stattgefunden haben ohne  Spuren zu hinterlassen. Völlig offen und damit ungeklärt ist in diesem Zusammenhang ein unterirdischer Gang, der vom Anwesen Keller in Richtung Kirche verlaufen soll. Dieser Gang wurde wohl bei Bauarbeiten vor langer Zeit angeschnitten.2

Erst aus römischer Zeit sind Ziegel in den Fundamenten der Hörmannsberger Kirche St Peter und Paul bei Untersuchungen anlässlich der Sanierung  festgestellt worden.3   Frau Dr. Hillar beschreibt in ihrer verdienstvollen Untersuchung Teile von Hypo- kaustenplatten aus römischer Zeit. Damit ist die ehemalige Existenz eines römischen Gebäudes im weiteren Umfeld der Kirche durchaus denkbar. Hypokaustenheizung4  wurde in römischen Villen verwendet. Eine reizvolle Überlegung wäre eine villa rustica5  an der Leite mit westlichem Blick über das Lechtal. Der Nachweis eines römischen Gebäudes steht noch aus.

 

 

...... die Besiedlung

 

Die heutige Besiedlung  dürfte erfolgt sein durch eine aus der Lechniederung heraufziehende Gruppe von Menschen unter einem Heriold.6 Die Ortsnamensbildung leitete sich nach dem Personalitäts-prinzip von einem Anführer der Gruppe und dem Ort der Niederlassung ab. Eine zeitliche Einordnung aufs Jahr genau ist nicht möglich. Zur Zeit des sogenannten Landesausbaues wurden die örtlichen Gegebenheiten mit dem Personennamen verbunden: Siedlung am „Berg (Perg) eines Heriold“ – es bildete sich der Ortsname Heriolsperge heraus.

 

Warum der Ort ausgewählt wurde liegt ebenso im Dunkel - wie die Frage, woher kam die Gruppe ? Was war entscheidend, hier zu siedeln : War es der Alte Weg, die überwachsenen obertägigen Gebäudereste aus römischer Zeit, waren es die Böden zum Ackern – denn Wasser war nicht sehr reichlich vorhanden. Auch die Frage, wer gab den Anstoß zum Siedeln, bleibt offen. War es ein Kloster oder ein Herzog, der entschied, wo neu gesiedelt, gerodet und bebaut werden sollte ? Es sind viele Fragen, die nur teilweise beantwortet werden können.

Die Namensgebung des Ortes überdauerte die Zeiten in rund 22 verschiedenen Namens-Varianten. Im Jahre 1840 wurde der heute gebräuchliche Name Hörmannsberg erstmalig erwähnt.

Der Ortsname änderte sich häufig.....

 

Die Namensgebung überdauerte die Zeiten – teilweise in variierter Form bedingt durch Schreib – und Übertragungsfehler, Hörfehler, Verschleifungen und mundartliche Veränderungen. So ist der Ortsname über die Jahrhunderte in den verschiedensten Formen nachweisbar:7

Um 1204 Heriolsperge in der Erstnennungsurkunde erstmalig: schriftliches Zeugnis

Bis 1811 bei der Uraufnahme von 1811 war Hermansberg bzw.
Herrmansberg im Aufmassblatt eingetragen.

1840 wurde der heute gebräuchliche Name erstmalig erwähnt als Hörmannsberg

 

 

 

Die erste Urkunde ..... und die Erstnennung

 

An 1204 wurde unser Ort erstmalig urkundlich erwähnt in einer Schenkungsurkunde.8   Damit ist der schriftliche Beweis der Existenz des Ortes erbracht, aber nicht die Zeit der Ortsgründung, die im Dunkel der Geschichte bleiben wird. Diese Schenkungsurkunde werde ich in folgendem Regest vorstellen.9 Auf der vorgestellten Urkunde ist in der ersten Zeile rechts gut lesbar  Willebertus de Heriolsperge  - der Name von Hörmannsberg und des Mannes, der dem Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg fünf Äcker schenkte.

 

 

Kleine Ortsbeschreibung.....

 

Die Uraufnahme zur Erstvermessung von 1811 zeigt Hörmannsberg als Straßendorf.10  Beidseits am alten Durchgangsweg finden sich die Höfe aufgereiht, wobei die Giebel der Wohnhäuser zur Straße orientiert sind. Am Abzweig des Weges nach Kissing liegt in schöner städtebaulicher Lage die sehr alte Kirche St. Peter und Paul in unmittelbarer Nähe des Sedelhofes11, der wahrscheinlich die Urzelle des Ortes war. Bedingt durch die Bedeutung des Ortes sind über den Sedelhof kaum Unterlagen vorhanden, eine Bearbeitung steht noch aus.

In neuerer Zeit entwickelte sich Hörmannsberg zu einem sogenannten Haufendorf. Der bis vor Jahren noch vorhandene Gebäudebestand war bis in die achtziger Jahre vorhanden und intakt. Erst nach den Jahren 1980 und 1982  als Hörmannsberg beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ den ersten Preis12   erhielt, veränderte sich das Dorf . Die in früherer Zeit überwiegende Hausform des Übergangsgebietes Oberbayern / Schwaben wird immer öfters von Mischformen der Hausform des Bayerischen Oberlandes verdrängt.                                                            

Immer mehr Lücken und „dorfprägende“ Neubauten sind festzustellen.

 

 

 

Anmerkungen

1  Konrad Adenauer, dem derzeit bekanntesten Deutschen und ersten Bundeskanzler.
2  Befragungsunterlagen zu Hörmannsberg, Einzelbefragungen
3  Dr. Irmgard Hillar: Altbayern in Schwaben 1977 / 78, S. 56ff
4  Warmluftheizung (Bodenheizung), römische Heizung von Räumen besonders im kalten Norden; auch von Thermen (römische Badeanlagen).
5  Römische Landvillen (villa rustica)
6  Der Status dieses Heriold ist noch zu klären,
7  S. Lore Grohsmann Dissertation: Ortsnamen des Lkr FDB
   In Schwaben 1956, Seiten XXXV ff und Seite 76
8  Bayerisches Staatsarchiv Augsburg, Kloster Ulrich und Afra 5, 24’ (MB 22, 121)
9  Regest = Zusammenfassung von Urkunden
10 Siehe auch die Uraufnahme-Karte von 1811 im Gemeinde Archiv Ried, Kartensammlung
11 Helmut Rischert in Altbayern in Schwaben 2002, Seite 18,
     Lore Grohsmann Dissertation: Seite XXXI
12 Siehe dazu Hörmannsberg in Gemeinde-Archiv Ried
13 Auflistung der verschiedenen Schreibarten des Ortsnamen

 

Diese Liste nur auszugsweise 

um 1204 Heriolsperge
1234 Heriolsperch
1269 Hergoltzperch
1319 Hergoltsperg
dann Hergoldesperge
1341 Herbergsperg
14. Jh. Hergoltz / Herwoltzperg
15. Jh. viele Namensvarianten: Herbolts-, Herborts-, Herwoltz-, Herwers-Hermaireperg
1450 Hermansperg
1518 Herwoltsperg
1582 Hörmannsperg
1811 Hermansberg und Herrmansberg auf der Uraufnahme-Urkunde
1840 Hörmannsberg: Dieser Name blieb bis zum heutigen Tag.